Windenergie
Windkraftwerke mit ihren hoch ragenden Türmen gehören in ganz Europa mittlerweile zu einem festen Bestandteil des Landschaftsbildes. Insbesondere an Küsten oder auf Hochebenen werden diese kinetischen, also auf Bewegung basierenden, Energieerzeuger immer stärker eingesetzt. Auch bei der Windenergie handelt es sich um eine indirekt von der Sonne zur Verfügung gestellte Kraft, da Wind durch die unregelmäßige Einstrahlung der Sonne auf die Erde in Kombination mit der Erdrotation entsteht.
Die Menschheit hat sich die Energie des Windes schon früh zu Nutze gemacht. Dies wird klar, wenn man über die Fortbewegung mit Segelschiffen oder den Antrieb von Mühlen und anderen Rotationsgeräten nachdenkt, die teilweise schon vor Jahrhunderten genutzt wurden oder in späteren Zeiten die Nutzung des Windes zum Segelfliegen.
Die Verfügbarkeit des Windes ist noch weniger planbar, als die des Sonnenlichtes, insofern bestehen Probleme bei der Nutzung dieser Energieform ebenfalls vorrangig bei der Speicherung der gewonnenen Energie.
Das Prinzip der Stromgewinnung selber ist einfach: Der Wind treibt die Rotorblätter eines geeigneten Windrades an, diese wiederum treiben einen Generator an, der aus der Drehbewegung Elektrizität erzeugt. Physikalisch bedingt sind maximal 59,3% der Energie des Windes nutzbar, was damit zusammen hängt, dass ein Teil des Windes ungenutzt durch das Windrad hindurchströmt und das Wind darüber hinaus die Tendenz hat, ein Hindernis zu umwehen.
Bereits 1957 wurde von Ulrich Hütter auf der Schwäbischen Alb in der Nähe von Geislingen ein Windkraftfeld in Betrieb genommen, welches als die Grundlage der modernen Energiegewinnung durch Windkraft angesehen wird. Mit dem Stromeinspeisungsgesetz von 1991 in Deutschland wurde der Grundstein für eine wirtschaftliche Nutzung von Windenergie in Deutschland gelegt. Noch heute steht Deutschland vor Spanien und den USA auf Platz Nummer eins der Nationen, die Windkraft in hohem Maße zur Energieerzeugung einsetzen und den daraus gewonnen Strom in das öffentliche Stromnetz einspeisen.
In den Bauformen unterscheidet man zwischen einem horizontalen und einem vertikalen Aufbau der Rotationsachse. Je nach örtlichen Gegebenheiten muss entschieden werden, welches System effektiver arbeitet. Eine Windkraftanlage mit horizontaler Ausrichtung muss hierbei der Richtung des Windes nachgeführt werden. In Bezug auf die Größe von Windkraftanlagen muss man sich den unglaublich großen Durchmesser der Rotorblätter vor Augen führen, der je nach Leistung zwischen 40 und 126 Metern liegt. Die entsprechenden Anlagen haben Gewichte von teilweise mehreren hundert Tonnen, insofern werden besondere Anforderungen an die aufnehmenden Türme und ihre Konstruktion gestellt, was die Errichtung von Windkraftanlagen noch immer sehr teuer macht.
Höchste Effizienz erreichen Windkraftanlagen, die auf dem offenen Meer installiert sind, wobei diese noch höheren Belastungen ausgesetzt sind, als das bei landbezogenen Anlagen der Fall ist. Neben stärkeren Winden ist es vor allem das aggressive, weil salzhaltige Wasser, das hier besonders aufwändige Konstruktionen nötig macht.
Erwähnenswert ist, dass die Energiemenge, die zum Bau einer Windkraftanlage aufgebracht wird, bereits nach 2 bis 6 Monaten, im längsten Fall jedoch nach einem Jahr wiedergewonnen wird. Diese so genannte Energierücklaufzeit ist als vorteilhaft einzustufen.
Negative Einschätzungen und Kritik an dieser Form der Energiegewinnung basieren zumeist auf den negativen Auswirkungen einer Windkraftanlage auf das Landschaftsbild, den entstehenden Schatten, die Geräuschbelastung sowie die Gefährdung für Flugtiere, vor allem Vögel und Fledermäuse. Hierzu muss man sagen, dass die optischen Auswirkungen Gewöhnungseffekten unterliegen, ähnlich wie das im Falle von Kraftwerken, Umspannwerken oder Hochspannungsleitungen der Fall gewesen ist. Die Schattenwirkung eines Windkraftwerkes geht trotz des Rotors nicht über den Effekt eines gleich hohen anderen Gebäudes hinaus. Geräusche entstehen vor allem an der Nabe des Rotors, wo sie Werte bis zu 96DB erreichen können. Am Boden sind diese mit maximal 35DB in unmittelbarer Nähe zur Anlage zu vernachlässigen. Tatsächlich kommen in Deutschland jährlich etwa 1.000 Vögel bei einer Kollision mit den Rotorblättern zu Tode. Dies betrifft vor allem Greifvögel, wobei neuere Untersuchungen zeigen, dass keine Vogelart infolge dieser Effekte vom Aussterben bedroht ist.
In Deutschland konnten im Jahr 2006 bereits ca. 5% des Nettostromverbrauchs durch Windenergie gedeckt werden. Vor der Wasserenergie nimmt diese Energieform damit in Deutschland unter den erneuerbaren Energien den ersten Platz ein. Schleswig-Holstein plant bis zum Jahr 2020 die gesamte Versorgung der Bevölkerung mit Strom über Windenergie zu erzeugen.