Angebotspalette und Verbraucherszenarien
Im Zuge der bereits erwähnten Liberalisierung im Bereich der Energieversorgung und der damit einhergehenden freien Anbieterwahl durch den Verbraucher ist eine höchst umfangreiche Vertriebsstruktur entstanden, die aufgrund ihrer Komplexität für viele Verbraucher schon heute nicht mehr vollständig durchschaubar ist. Zwar führt die Liberalisierung dazu, dass die Konditionen, unter denen Energie abgegeben wird den Gesetzmäßigkeiten des freien Wettbewerbs folgen und sich somit eindeutig vorteilhaft für den Verbraucher entwickeln, hierzu ist es allerdings nötig, die Angebote der jeweiligen Versorger detailliert miteinander zu vergleichen und vor allem in Verhältnis zu setzen mit den individuellen Anforderungen im jeweiligen Haushalt.
Der Endkunde, auf der Suche nach dem für ihn günstigsten Stromtarif, muss sich durch einen Dschungel von Offerten und Informationen kämpfen, alleine die Eingabe des Begriffes "Stromtarife" erbringt bei Google fast 230.000 Ergebnisse.
Problematisch hierbei ist, dass der reine Preis für Strom oder Gas nicht das einzige relevante Kriterium zur Auswahl des Bevorzugten Lieferanten ist. Ebenso zählt die Verbraucherfreundlichkeit des jeweiligen Unternehmens, die angebotenen und erreichten Service-Level, die Zugehörigkeit zu bestimmten Konzernen und die Herkunft bzw. die Art der Erzeugung der angebotenen Energien. Der Verbraucher möchte heutzutage wissen, aus welchen Quellen die von ihm genutzte Energie stammt und ob deren Erzeugung in Einklang mit seinen politischen und ökologischen Auffassungen zu bringen ist.
Hinzu kommt, dass häufig keine Transparenz darüber besteht, aus welchen Kostenpotentialen sich der endgültige Strompreis zusammen setzt. Neben dem so genannten Arbeitspreis (Strompreis/Kilowattstunde), sind dies vor allem der Leistungspreis (Gebühr für die Bereitstellung von elektrischer Leistung) , der Verrechnungspreis (Kosten für Mess- und Steuereinrichtungen), die Stromsteuer (auch Ökosteuer genannt, zur Förderung der Erforschung alternativer und regenerativer Energien), das Durchleitungsentgelt (Gebühren für die Nutzung fremder Leitungsabschnitte), die Konzessionsabgabe an die Gemeinden oder Landkreise (für die Nutzung öffentlicher Verkehrswege) und die Mehrwertsteuer auf alle genannten Bestandteile.
Neben dem meist signifikant präsentierten Arbeitspreis ist also in jedem Fall ein detaillierter Vergleich der anderen Kostenpotentiale erforderlich, um zu einer wirklich validen Entscheidungsgrundlage zu kommen.
Der ausführliche und komplexe Vergleich erst erbringt die tatsächlichen Vorteile für den Verbraucher, Recherchen zeigen, dass es mühelos möglich ist im Vergleich zwischen dem teuersten und dem preiswertesten Anbieter Differenzen von 100% vorzufinden.
Nur wenige Themen haben sich in ihrer kompletten Behandlung und in ihrer öffentlichen Wahrnehmung in den letzten Jahren so stark verändert, wie die Versorgung der Bevölkerung mit Strom und Gas. Mit der konsequenten Liberalisierung des Energiemarktes und dem daraus folgenden Recht des Verbrauchers auf die unabhängige Wahl des Anbieters hat ein Prozess eingesetzt, der den Bürger zur stark umkämpften Zielgruppe umfangreicher Werbe- und Marketingkampagnen gemacht hat. Wo früher die Anmeldung eines Stromanschlusses mit dem Gang zum städtischen Elektrizitätswerk erledigt war, müssen heute teilweise tausende von unterschiedlichen Tarifen, Modellen und Konstrukten miteinander verglichen werden. Der hierzu nötige Werbe- und Kommunikationsdruck wurde, vor allem durch die großen Energieversorger in den letzten Jahren so konsequent aufgebaut, dass dieses Thema inzwischen tief im Bewusstsein der Verbraucher verankert ist.