Geschichte der Energieversorgung
In den hoch industrialisierten Ländern und so auch in Deutschland bildeten sich im 19. Jahrhundert die ersten Strukturen der zentralen Energieversorgung. So wurde im Jahre 1882 die erste deutsche Blockstation in Stuttgart in Betrieb genommen, die zunächst mit Wasserturbinen, später mit Dampfgeneratoren angetrieben, die Energie für bis zu 30 Glühbirnen erzeugte. Zwei Jahre später wurde mit der AG Städtische Elektrizitätswerke in Berlin das erste öffentliche Elektrizitätsunternehmen gegründet, welches im Jahre 1885 bereits ein Kraftwerk betrieb, mit dem ein Umkreis von 800 Metern mit elektrischem Strom versorgt werden konnte.
Bis zum Jahr 1891 waren die technischen Entwicklungen zur Übertragung von Drehstrom bereits so weit fortgeschritten, dass Übertragungsreichweiten von 175 Kilometern mit einem Wirkungsgradverlust von lediglich 25% realisiert werden konnten. Dies stellte eine wichtige Voraussetzung für die Bildung überregionaler Stromversorgungsstrukturen dar.
In rasanter Folge wurden in den folgenden Jahren Energieversorger und Elektrizitätswerke gegründet, so dass bis zum Jahr 1911 bereits mehr als 2.300 Werke im Einsatz waren und Strom in die wachsenden öffentlichen Netze leiteten. Als im Jahre 1917 die ersten Hochspannungsleitungen in Form von Freileitungen realisiert werden konnten, nahm der Aufwand der flächendeckenden Versorgung von Städten und Regionen mit Elektrizität weiter ab.
Während der NS-Zeit wird die Stromversorgung per Energiewirtschaftsgesetz der Reichsaufsicht unterstellt (1935) und drei Jahre später erfolgt mit dem Grundpreistarif eine erste Tarifordnung zur Vereinheitlichung der Verbraucherpreise für Strom. Eine Kilowattstunde kostet zur damaligen Zeit 8 Pfennig.
Trotz großer Zerstörungen am öffentlichen Energienetz durch den 2. Weltkrieg, beträgt im Jahre 1945 die verfügbare KW Leistung mehr als 33 Gigawattstunden.
Im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs der fünfziger Jahre steigt in den deutschen Haushalten auch der Bedarf an elektrischem Strom beträchtlich. Die modernde Technik bringt eine Vielzahl elektrischer Geräte hervor, die in die privaten Haushalte Einzug halten und so dazu führen, dass elektrischer Strom nicht hauptsächlich zur Lichterzeugung eingesetzt wird. Diese veränderten Strukturen machen im Laufe der Zeit immer größere Kraftwerke nötig und sorgen zusätzlich dafür, dass sich unter den wachsenden Energieversorgern zentrale Strukturen herausbilden.
Angesichts des steigenden Energiebedarfs der gesamten Gesellschaft werden aber nicht nur Methoden zur Vergrößerung bestehender Kraftwerke entwickelt, es wird vielmehr fieberhaft an ganz neuen Techniken zur Stromerzeugung geforscht und gearbeitet. In diesem Zuge kommt es bereits 1961 dazu, dass das erste deutsche Versuchskernkraftwerk in Kahl am Main in Betrieb geht, im Jahre 1966 gefolgt vom ersten regulären Kernkraftwerk in Gundremmingen.
Weitere Kernkraftwerke überall in Deutschland folgen und erstmalig ergibt sich eine vielschichtige Energiediskussion in der ganzen Gesellschaft. Risiken der Kernkraftwerke auf der einen Seite, Verknappung fossiler Brennstoffe auf der anderen Seite sorgen dafür, dass verstärkt nach alternativen Technologien zur Stromerzeugung gesucht wird. Schon Anfang der 80-er Jahre werden so Photovoltaik und Windkraftanlagen errichtet und erprobt.
In Bezug auf die Nutzung von Gas liegen die geschichtlichen Wurzeln weiter zurück, als dies bei der Elektrizität der Fall ist. Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde das sogenannte Stadtgas, ein durch Vergasen von Kohle erzeugtes, hoch giftiges Gasgemisch genutzt, um mit teilweise aus Holz gefertigten Leitungen Straßen zu beleuchten. In Deutschland entstand das erste Gasversorgungsunternehmen im Jahre 1826. Erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde Stadtgas allmählich durch das ungiftige Erdgas ersetzt.