Alternative Kraftstoffe

In Ergänzung der Diskussion um finanzielle und umwelttechnische Folgen des Individualverkehrs spielen auch alternative Kraftstoffe eine zunehmende Rolle. Im Allgemeinen bezeichnet man jeden Kraftstoff als alternativ, wenn er nicht auf fossilen und damit begrenzten Rohstoffen basiert.

Von Bedeutung für den Verbraucher sind hier vor allem die Fragen in Bezug auf die konkreten Kraftstoffkosten und die spezifischen Verbrauchswerte, die Kosten für Umrüstung, bzw. unmittelbare Anschaffung geeigneter Fahrzeuge, die Verfügbarkeit der Kraftstoffe und deren Auswirkungen auf Umwelt und Klima.

Zusammengefasst sind es insgesamt 5 Alternativen zu herkömmlichen Treibstoffen, die vor dem Hintergrund Ihrer Nutzwerte und Eigenschaften eine Rolle spielen. Es handelt sich hierbei um Biodiesel (RME), Autogas, Erdgas, Pflanzenöl und Bioethanol.

Biodiesel (RME)

Biodiesel wird zu 90% aus Rapsöl und zu 10% aus Methanol hergestellt, woher auch der Zusatz RME (Rapsölfettsäure-Methyl-Ester) rührt. Seine Eignung als Alleinkraftstoff ist verhältnismäßig bedeutungslos, da er ausschließlich bei älteren Motorversionen von VW eingesetzt werden kann. Seine Rolle bezieht er von daher eher aus der Tatsache, dass seit 2007 grundsätzlich eine Beimischung in der Größenordnung von 4% zu mineralischem Diesel erfolgt.

In Deutschland ist der Biodiesel an insgesamt 1.900 Tankstellen erhältlich, zu berücksichtigen ist, dass Österreich außer Deutschland das einzige europäische Land ist, in dem Biodiesel angeboten wird.

Bei einer potentiellen Einsparung von ca. 10 Cent pro Liter Kraftstoff, muss bei Biodiesel mit einbezogen werden, dass es zu einem Mehrverbrauch von bis zu 10% verglichen mit konventionellen Kraftstoffen kommt. Umbauten am Fahrzeug sind nicht erforderlich, dafür kann der Kraftstoff nur bei einer stark begrenzten Gruppe von Motoren eingesetzt werden.

Unter Umweltaspekten überzeugt vor allem die CO2 Neutralität des Kraftstoffes, die darauf basiert, dass CO2 Ausstoß des Motors und CO2 Aufnahme der Rapspflanze während ihrer Lebensdauer in einem ausgeglichenen Verhältnis stehen. Weitere Vorteile ergeben sich daraus, dass RME annähernd frei von Schwefel ist.

Autogas

Autogas oder LPG, ein Gemisch aus Propan und Butan, reduziert den Kraftstoffverbrauch um ungefähr die Hälfte und ist von daher trotz der hohen Umrüstungs- oder Anschaffungskosten eine lohnende Alternative. Die Umrüstung kostet zwischen 2.000 und 2.400 Euro, bei 25.000 bis 30.000 gefahrenen Jahreskilometern ist diese Investition nach ca. drei Jahren durch die Einsparungen in der Kraftstoffmenge refinanziert.

Mit derzeit 2.800 Tankstellen ist die flächendeckende Versorgung mit Autogas weit fortgeschritten. Der Literpreis liegt im Durchschnitt bei ungefähr 60 Cent, hervorgerufen vor allem durch den überzeugenden Steuervorteil, den der Gesetzgeber für diesen Kraftstoff zunächst bis 2018 festgeschrieben hat.

Die Zielgruppe für Autogas sind vor allem Vielfahrer. Vor einer Umrüstung sollte über das Alter und den Zustand des Fahrzeuges nachgedacht werden, um zu entscheiden, ob die Restlebensdauer ausreichend ist, damit die Autogasanlage sich amortisieren kann.

In Bezug auf die Umweltaspekte kann der Kraftstoff weniger überzeugen. CO2 Einsparungen gegenüber Benzin betragen 10%, übersteigen jedoch die Belastungen im Vergleich zum Diesel um 2%.

Erdgas

Erdgas stellt mit starken Einsparungspotentialen und guten Umweltwerten eine interessante Alternative für entsprechend ausgestattete Benzinmodelle dar. Eine Umrüstung schlägt mit zwischen 2.500 und 4.500 Euro zu Buche. Die Umrüstung führt zur alternativen Nutzungsmöglichkeit von Benzin und Erdgas, gleiches gilt auch für ab Werk entsprechend ausgerüstete Neuwagen, der Auswahl jedoch noch vergleichsweise gering ist.

Mit nur 750 Tankstellen in Deutschland, die Erdgas anbieten, ist die Versorgung noch nicht ausgereift genug, wobei es Planungen gibt, das Netz bis 2008 auf insgesamt 1.000 Abgabestellen zu erweitern.

Der Kilopreis von Erdgas liegt derzeit bei ca. 85 Cent, wobei zu berücksichtigen ist, dass die darin enthaltene Energie einer Benzinmenge von 1,5 Litern entspricht. Bezieht man diesen Faktor mit ein, so beläuft sich der Preis für Erdgas, der einem Liter Benzin entspricht auf 57 Cent.

Der Ausstoß von CO2 liegt beim Einsatz von Erdgas ca. 21% unter den Emissionen eines mit Benzin angetriebenen vergleichbaren Motors. Erdgas bietet den Vorteil der im Vergleich zum Öl wesentlich längeren Verfügbarkeit. So wird es Erdgas noch Jahrzehnte über den Vorratszeitraum von Öl hinaus geben.

Pflanzenöl

Partikelfreie und CO2 neutrale Verbrennung versprechen Pflanzenöle als Kraftstoffe für Automotoren, die zudem keinerlei Mineralölsteuern unterliegen.

Grundsätzlich ist jeder Dieselmotor in der Lage von Pflanzenöl angetrieben zu werden. Eine Problemstellung besteht jedoch in der schlechten Fließfähigkeit dieser Öle. Zum einen besteht hier die Möglichkeit zur chemischen Veränderung eines Öls, wodurch seine Viskosität positiv verändert wird. Sinnvoller ist dagegen die Umrüstung des Motors, die mit 1.500 bis 3.500 Euro zu Buche schlägt und neben einem veränderten Tankmanagement vor allem Veränderungen an der Einspritzanlage beinhaltet.

Nach erfolgter Umrüstung können dann im Prinzip alle Pflanzenöle getankt werden, mit lediglich 250 Tankstellen in Deutschland ist das Versorgungsnetz allerdings noch sehr wenig entwickelt. Da Pflanzenöle weder giftig noch gefährlich sind besteht jedoch die Möglichkeit, zu Hause eine eigene kleine Tankstelle mit einem entsprechenden Tank zu betreiben.

Die derzeitig noch geltenden Kostenvorteile resultieren vor allem aus dem Status der Steuerfreiheit für Pflanzenöl als Kraftstoff, die aber von der Bundesregierung abgeschafft wurde. So wird ab 2008 jeder Liter mit 10 Cent versteuert, weitere Erhöhungen um jeweils 7 Cent pro Jahr sind bis 2012 bereits fest geschrieben.

Bioethanol

Bei Bioethanol handelt es sich um destillierten Alkohol, gewonnen zum Beispiel aus Getreide oder Zuckerrüben. Reines Ethanol wird als Treibstoff in Europa nicht eingesetzt, hier findet man stattdessen Mischungen aus 85% Bioethanol und 15% herkömmlichem Benzin.

Zur Nutzung dieses Kraftstoffes eignet sich derzeit nur eine sehr begrenzte Menge an Fahrzeugen, Nachrüstungen sind prinzipiell nicht möglich. Die Beanspruchungen in Bezug auf bestimmte motorinterne Bauteile sind beim Einsatz von Ethanol wesentlich höher, so dass hier mit anderen Materialzusammensetzungen gearbeitet wird.

Die Verfügbarkeit ist noch extrem eingeschränkt, der Markt ist gerade erst im Entstehen begriffen, so dass hier noch einige Zeit ins Land gehen wird, bis es zu einer lückenlosen Versorgung kommt.

Einbeziehend, dass es zu einem Mehrverbrauch von 20 bis 30% kommt, liegt so der effektive Preis für Ethanol zwischen 120 und 130 Cent pro Liter.

Überzeugen kann Bioethanol vor allem unter Aspekten des Umweltschutzes, da es sich CO2 neutral darstellt.

Fazit

Es ist deutlich geworden, dass unabhängig vom eingesetzten Fahrzeug und Kraftstoff für jeden Autofahrer die Möglichkeit besteht, eine verblüffend große Menge an Sprit zu sparen. Geringfügige Verhaltensänderungen, ein höheres Maß an Umsicht und Konsequenz in Bezug auf die Rahmenumstände sowie Kreativität in Bezug auf Alternativen zu Alleinfahrten im eigenen Fahrzeug erbringen hier neben beeindruckenden finanziellen Einsparungen auch erhebliche Vorteile für Umwelt, Natur und Klima.

Eine künftige Orientierung auf nicht fossile Kraftstoffe steht ohnehin an, es kann insofern nicht schaden, sich bereits jetzt mit neuen Techniken und Entwicklungen in diesem Bereich zu befassen, wobei man bei der Beurteilung solcher Alternativen, neben dem Status der Ausgereiftheit, vor allem über Kosten/Nutzen-Verhältnisse, Nachhaltigkeit und überzeugende Umweltaspekte achten sollte.